BH GRIESKIRCHEN // EFERDING
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Auftraggeber: Landes-Immobilien GmbH, Oberösterreich
Verfahrensart: Offener, einstufiger, EU – weiter Realisierungswettbewerb
2024
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Der Zubau zum bestehenden Bezirksamt Grieskirchen und Eferding fügt sich harmonisch in den erweiterten Ortskern ein und wird an der Trattnach errichtet. Städtebaulich rückt der Neubau aus der Straßenflucht ab und erzeugt einen großzügigen Vorplatz. Dabei wird bedacht auf die Nachbarbebauung genommen um das Gebäude harmonisch in seinen Kontext einzufügen. Ebenso rückt das Haus 6,20m von der Westfassade des Beststehenden BH Gebäudes ab. So wird Raum geschaffen für eine Abfahrt der Betriebsfahrzeuge zu einem offenen Parkplatz im Untergeschoss und zugleich entsteht ein ausreichender Abstand zu Belichtung der Räumlichkeiten im Bestand. Durch das Absenken des Geländes in Form einer Rampe schält sich im Erdgeschoß der Verbindungstrakt des Neubaus zum Bestand zu einer Brücke frei. Diese verleiht dem Zwischenraum eine Leichtigkeit, die durch einen bodenverbundenen Baukörper kaum zu erreich ist.
Der Entwurf verfolgt einen klaren Stil, der sich durch großzügige Linien und eine funktionale Struktur auszeichnet. Besonders das Erdgeschoss ist großflächig und klar gegliedert, um den öffentlichen Charakter des Bürgerservices zu betonen. Die Trennung zwischen dem öffentlichen Kundenbereich und dem Verwaltungsbereich wird durch eine markante Schattenfuge und eine differenzierte Fassadengestaltung visuell hervorgehoben. Die Transparenz des Gebäudes wird durch die Verknüpfung von Innen- und Außenräumen sowie den direkten Bezug zum Atrium geschaffen, welches als zentraler Knotenpunkt dient. Dieser Bereich fördert sowohl eine funktionale als auch eine ästhetische Verknüpfung zwischen den verschiedenen Nutzungsbereichen des Gebäudes.
Der Bestand wird nur an den notwendigsten Anschlussstellen adaptiert, ein großer Umbau bleibt aus. Die Außenanlagen werden umgestaltet um eine effizientere Stellplatznutzung zu ermöglichen, ohne den schützenswerten Baubestand dabei zu tangieren.
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Das Materialkonzept setzt auf eine klare Trennung zwischen den unterschiedlichen Bauabschnitten: Das Erdgeschoss wird in massiver Stahlbetonbauweise errichtet, um eine stabile und widerstandsfähige Basis zu schaffen. Diese massive Bauweise spiegelt den öffentlichen Charakter des Erdgeschosses wider. Die darüber liegenden Obergeschosse werden in Holzbauweise ausgeführt, wobei eine besondere Betonung auf nachhaltige, natürliche Materialien gelegt wird. Die Fassaden des Obergeschosses werden mit einem Systemraster aus Vollholz-Lisenen versehen, welches sich an einem bürotauglichen Raster von 1,29 m Achsabstand orientiert. Die Fenster zwischen den Lisenen bestehen aus dreifach isolierendem Glas und Holzrahmen, was nicht nur eine hervorragende Wärmedämmung gewährleistet, sondern auch eine natürliche Ästhetik vermittelt. Die Holzbauweise wird im Innenraum fortgesetzt, wodurch eine durchgängige Materialität entsteht, die sich von den Fassaden über die Möbel bis hin zu den Oberflächen der Räume zieht. Zum Erlangen einer optimalen Raumakustik werden die Büroräume mit Teppichböden ausgestattet, die Decken mit akustisch wirksamen Trockenbauplatten bekleidet.
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Zum Schutz vor sommerlicher Überhitzung wird durch verschiedene Maßnahmen im Gebäude und auf dem Dach gewährleistet. Das Dach wird als Retentionsdach ausgeführt, um Regenwasser zu speichern und durch Verdunstungskälte die Oberflächentemperatur zu regulieren. Diese natürliche Kühlung wird durch den Sonnenschutz der Oberlichter im Atrium unterstützt, welche eine passive Reduktion der Wärmeeinstrahlung ermöglicht. Zusätzlich trägt eine lebend begrünte Wand im ersten Obergeschoss, als weiterer natürlicher Wärmeschutz zum Raumklima bei – und ist nebenbei nützlich als raumakustischer Absorber. Die Pflanzen können das zur Bewässerung genutzte Wasser verdunsten lassen, wodurch die Raumluft gekühlt wird und somit die Innenräume vor Überhitzung geschützt werden.
An der Außenfassade werden vor den Fenstern Unterputzraffstore mit Z-Lamellen vorgesehen, welche elektronisch angesteuert werden. Außerdem ist die Fassade in den Obergeschoßen so konzipiert, dass die durch die vorspringenden Lisenen-Elementen ein seitlicher Lichteinfall – und somit Wärmeeintrag – weiter reduziert wird.
Weiters ergibt sich ein Synergieeffekt mit der Gestaltung des Vorplatzes. Die der Süd-Fassade vorgelagerten Bäume, sowie das freistehende Vordach beschatten die Verglasung in Erd- und Obergeschoßen. Die Strahlungswärme der aufgeheizten Fahrspuren und Parkplätze soll durch versickerungsoffene Fugen der Betonplatten entgegengewirkt werden.
Die Gebäudetechnik ist auf eine effiziente und zugleich einfache Nutzung ausgerichtet, mit dem Ziel, den Betrieb des Gebäudes so nachhaltig und energieeffizient wie möglich zu gestalten. Auf Grund der geologischen Gegebenheiten kann ein Grundwasserwärmepumpensystem zur Warmwasseraufbereitung und Beheizung des Gebäudes eingesetzt werden. Die notwendige Wärme wird über Niedertemperatur-Heizungen bzw. Fußbodenheizungen in allen Räumen verteilt.
Die Lüftung erfolgt über eine Kombination aus natürlichen Lüftungsmöglichkeiten in den Büro und Aufenthaltsräumen, sowie mechanischer Belüftung in Innenräumen wie Gängen, Lagerräumen und Sanitärräumen. Die warme Abluft, welche aus dem oberen Raumbereich des Atriums abgesaugt wird, wird zur Vorkonditionierung der Zuluft im Winter genutzt.
Die Trinkwasser- und Abwasserversorgung erfolgt über das öffentliche Netz. Alle Technikräume sind im Untergeschoss angeordnet, um die Flexibilität und Wartbarkeit der Gebäudetechnik zu gewährleisten. Die Niederspannungsversorgung wird durch den örtlichen Netzbetreiber bereitgestellt.